Gesammelte Werke - Band 6c

GUSTAV SIEWERTH
ZUR ERZIEHUNG UND BILDUNG DES MENSCHEN IN SCHULE UND HOCHSCHULE

  • ISBN 978-3-938885-09-3
  • Dezember 2018
  • Hardcover mit Schutzumschlag
  • 512 Seiten
  • Herausgegeben von Prof. DDr. Markus Enders
  • Verlag: Gustav-Siewerth-Gesellschaft

KURZBESCHREIBUNG

Dieser dritte und letzte Band von Gustav Siewerths (1903 – 1963), des Gründungsrektors der Pädagogischen Hochschulen Aachen und Freiburg im Breisgau, »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« ist in vier thematische Blöcke unterteilt. Der umfangsmäßig kleinste erste thematische Block (A) beinhaltet theoretische Überlegungen zur grundlegenden Bedeutung der Erziehung für den Menschen. Der zweite thematische Block (B) umfasst tiefschürfende Texte, die sich auf Bildung, Wissenschaft und Glaube beziehen, und zwar vor allem auf deren angemessenes, wesensgerechtes Verhältnis zueinander.

Den inhaltlichen Schwerpunkt dieses Bandes bilden die beiden Themenblöcke C (zur Katholischen Schule) und D (zur Katholischen Pädagogischen Hochschule). Die in diesen beiden Blöcken versammelten Aufsätze Gustav Siewerths haben trotz ihrer zeitlichen Datierung insbesondere aus den fünfziger und frühen sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an Relevanz nicht nur für die spezifischen erzieherischen und Bildungs-Aufträge katholischer Schulen und Hochschulen, sondern auch für deren Probleme und Schwierigkeiten nichts eingebüßt, im Gegenteil: Die von Siewerth hell- und klarsichtig benannten Probleme und Defizite der Unterrichtswirklichkeit sind heute in ungleich größerer Schärfe und Dringlichkeit virulent. Doch nicht nur für die Problemanalyse, sondern auch und vor allem für die Lösung der aufgezeigten Probleme können heutige Pädagogen an Schulen und Hochschulen von dem ungemein erfahrenen und höchst reflektierten Pädagogen Gustav Siewerth enorm viel lernen.

VORWORT DES HERAUSGEBERS

Mit diesem dritten Band kommt die »Abteilung« der »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« Gustav Siewerths innerhalb seiner »Gesammelten Schriften« zu ihrem Abschluss. Dieser Umstand dürfte Grund genug sein, die inhaltlichen Schwerpunkte der drei Bände dieser »Abteilung« zusammenfassend zu charakterisieren.

Der inhaltliche Schwerpunkt des im Jahre 2016 erschienenen ersten Bandes der »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« Gustav Siewerths liegt auf dessen metaphysischer Begründung von Bildung und Erziehung. Er vereinigt Texte, die Gustav Siewerth selbst noch zu Lebzeiten zu zwei Bänden zusammengestellt und veröffentlich hatte, und zwar zu dem Aufsatz-Band »Wagnis und Bewahrung« sowie zu seiner schon im Titel programmatischen Monographie »Metaphysik der Kindheit«.

Der inhaltliche Schwerpunkt des zweiten, 2017 erschienenen Bandes der »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« Gustav Siewerths liegt auf den allgemein-anthropologischen und den kulturanthropologischen Grundlagen, die nach Siewerth für alle Erziehungsprozesse von fundamentaler Bedeutung sind und deshalb in ihnen beachtet und berücksichtigt werden müssen. Da Siewerths philosophische Anthropologie durchweg eine genuin metaphysische Begründung besitzt, stellen die in den zweiten Band aufgenommenen Texte eine inhaltliche Erweiterung und Ergänzung von Siewerths metaphysischer Begründung von Bildung und Erziehung dar, die wir den Texten des ersten Bandes seiner »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« entnehmen können. Im Unterschied zu diesen waren die in den zweiten Band aufgenommenen Texte von Gustav Siewerth ursprünglich an überwiegend sehr entlegenen Orten publiziert worden, so dass ihre in diesem zweiten Band vorgenommene thematische Ordnung und Zusammenstellung sie der Allgemeinheit überhaupt erst wirklich zugänglich und verfügbar gemacht haben dürfte.

Liegen die inhaltlichen Schwerpunkte der beiden ersten Bände der »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« Gustav Siewerths auf der theoretischen Fundierung des Bildungs- und Erziehungsgeschehens, so hat der hier vorgelegte dritte und letzte Band von Siewerths »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« seinen inhaltlichen Schwerpunkt in zwei elementaren Anwendungsbereichen von Bildung und Erziehung, nämlich der Schule und der Pädagogischen Hochschule, und zwar jeweils in kirchlich-konfessioneller, genauer katholischer Trägerschaft. Doch wie könnte es bei dem großen Metaphysiker der Erziehung auch anders sein – auch dieser Band kommt nicht ohne einen erheblichen Anteil an theoretischen Überlegungen seines Autors aus. Diese beziehen sich im ersten thematischen Block A auf die grundlegende Bedeutung der Erziehung für den Menschen und im zweiten thematischen Block B auf Bildung, Wissenschaft und Glaube, und zwar vor allem auf deren angemessenes, wesensgerechtes Verhältnis zueinander. Gleichwohl bilden die beiden Themenblöcke C (zur Katholischen Schule) und D (zur Katholischen Pädagogischen Hochschule) den inhaltlichen Schwerpunkt dieses dritten Bandes. Die in diesen beiden Blöcken versammelten Aufsätze Gustav Siewerths haben trotz ihrer zeitlichen Datierung insbesondere aus den fünfziger und frühen sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts an Relevanz nicht nur für die spezifischen erzieherischen und Bildungs-Aufträge katholischer Schulen und Hochschulen, sondern auch für deren Probleme und Schwierigkeiten nichts eingebüßt, im Gegenteil: Die von Siewerth hell- und klarsichtig benannten Probleme und Defizite der Unterrichtswirklichkeit, insbesondere an katholischen Schulen und teilweise auch an Hochschulen, sind heute in ungleich größerer Schärfe und Dringlichkeit virulent. Doch nicht nur für die Problemanalyse, sondern auch und vor allem für die Lösung der aufgezeigten Probleme können heutige Pädagogen an Schulen und Hochschulen von dem ungemein erfahrenen und höchst reflektierten Pädagogen Gustav Siewerth enorm viel lernen. Für eine heutige schulische Erziehung der Jugend sowie eine nach-haltige Bildung der studentischen Jugend aus dem Geist einer christlichen, insbesondere katholischen, Vernunft stellen diese beiden thematischen Blöcke des vorliegenden Bandes eine wahre Fundgrube dar, deren Schätze es zu entdecken bzw. zu heben und für den erzieherischen Schulalltag sowie für die Bildungsprozesse nicht nur an katholischen Hochschulen fruchtbar zu machen gilt. Unser ernsthaftes Bemühen darum schulden wir zwar auch unserem Autor, erstlich und vor allem aber unseren Kindern, weil es dabei um ihr Wohl und Wehe geht.

Das Erscheinen dieses dritten und letzten Bandes der »Pädagogischen und Anthropologischen Schriften« Gustav Siewerths ist für mich wiederum ein Anlass zur Danksagung an mehrere Personen, die sich um diesen Band verdient gemacht haben. Denn die in diesem Band versammelten und geordneten Texte lagen fast vollständig nicht in elektronischer, sondern in gedruckter und sogar teilweise auch nur in maschinenschriftlicher Form und dazu auch in einer äußerst disparaten Verbreitung an zum Teil sehr entlegenen Orten vor, so dass sie zunächst gesammelt und aufwendig kopiert, dann eingescannt und in einem weiteren Arbeitsgang mit der Texterkennungssoftware OCR in das Textverarbeitungsprogramm Word konvertiert werden mussten. Dabei entstanden unvermeidlicherweise Lesefehler, die in einem sorgfältigen manuellen Korrektur-Durchgang durch alle konvertierten Texte beseitigt werden mussten. Gerade dieser letzte Arbeitsgang aber war angesichts des erheblichen Umfangs und auch des inhaltlichen Schwierigkeitsgrades dieser Texte äußerst anspruchsvoll und entsprechend zeitintensiv. Deshalb gebührt mein erster und größter Dank Herrn cand. theol. Fabian Groß als derjenigen studentischen Hilfskraft an unserem Arbeitsbereich (= AB) Christliche Religionsphilosophie in der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg, die diese aufwendigen und mühsamen zu lektorierenden Korrekturarbeiten an den Scans der in diesen Band aufgenommenen Texte Gustav Siewerths mit großer Gewissenhaftigkeit und Sorgfalt und einem vorbildlichen Einsatz durchgeführt hat. Dabei haben ihn in der letzten Korrekturphase unsere beiden derzeitigen wissenschaftlichen Mitarbeiter am AB, Herr Karsten Koreck und Herr Frank Schlesinger, tatkräftig unterstützt. Dafür danke ich ihnen beiden an dieser Stelle auch sehr herzlich.

Ebenfalls von Herzen danken möchte ich unserer langjährigen studentischen Hilfskraft am AB, Herrn cand. theol. Maximilian Gentgen, für die aufwendige Scan-Arbeit und die Konvertierung der Scans in bearbeitungsfähige Word-Dateien wie überhaupt für seine sachkundige IT-Betreuung dieses Editionsprojekts.

Einen sehr herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle auch Frau Irene Joekel-Siewerth, der Tochter Gustav Siewerths und Ersten Vorsitzenden der Gustav-Siewerth-Gesellschaft e.V., für ihren ebenfalls unermüdlichen Einsatz beim sorgfältigen Kopieren (und Verschicken) der allermeisten Texte dieses Bandes aussprechen, so dass von diesen Texten überhaupt erst konvertierungsfähige Scans angefertigt werden konnten.

Allen Eigentümern an in diesen Band aufgenommenen Texten Gustav Siewerths, die mir für ihre Texte eine Abdruckgenehmigung erteilt haben, möchte ich hier dafür ebenfalls ausdrücklich danken. Den Letzt-Erscheinungsort und das Letzt-Erscheinungsjahr dieser Texte, die in den meisten, aber nicht in allen Fällen mit ihrem Ersterscheinungsort bzw. Ersterscheinungsjahr zusammenfällt, haben wir im Anhang dieses Bandes eigens zusammengestellt.

Einen sehr herzlichen und tief empfundenen Dank für die Gewährung einer großzügigen finanziellen Förderung dieses Editionsprojekts, ohne welche es nicht hätte realisiert werden können, möchte ich hier sehr gerne den dafür verantwortlichen Repräsentanten des Erzbistums Freiburg, allen voran Herrn Erzbischof Stephan Burger und seinem ehemaligen Bischofsvikar für die Hochschulen und die Hochschulpastoral der Erzdiözese Freiburg, Herrn Dr. Karsten Kreutzer, aussprechen. Diese außerordentlich wohlwollende Förderung der Edition dieses Bandes durch die Erzdiözese Freiburg ist auch deshalb höchst dankens- und begrüßenswert, weil Gustav Siewerth zweifelsohne zu den geistig bedeutendsten Repräsentanten einer kirchlich gesinnten und engagierten Katholizität im 20. Jahrhundert im Erzbistum Freiburg gehörte. Die eindeutige Ausrichtung des philosophischen Denkens Gustav Siewerths ist die einer christlichen Philosophie, die im Lichte des christlichen, bei Siewerth genauer des katholischen, Glaubens Mensch, Welt und Gott mit philosophischen Erkenntnismitteln untersucht und deutet. Seit 1955 hat Gustav Siewerth während seiner Tätigkeit als Gründungs-rektor der Pädagogischen Akademie in Aachen und dann auch als Gründungsrektor der Pädagogischen Hochschule in Freiburg im Breisgau seine gesamte vorlesungsfreie Zeit in seinem Eigenheim in St. Blasien im Schwarzwald verbracht, um an diesem ruhigen Ort seine Forschungsarbeiten durchführen zu können. Dort hat er regelmäßig seinen engsten Schülerkreis zu intensiven gemeinsamen Studien und Gesprächen empfangen. Zu diesem Schülerkreis gehörte auch der jüngst verstorbene, emeritierte Bischof von Mainz und langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, der sich dem Denken Gustav Siewerths eng verbunden wusste. Ein geistiger Freund, Wegbegleiter und intensiver Gesprächspartner Siewerths, der ihn in St. Blasien öfters besuchte, war auch der herausragende katholische Theologe Hans Urs von Balthasar. Dessen umfangreicher Briefwechsel mit Gustav Siewerth aus den Jahren 1954 bis 1963 ist 2005 veröffentlicht worden. In seiner geistigen Heimat in Freiburg im Breisgau fand Gustav Siewerth daher auch seine letzte Ruhestätte. Sein Grab befindet sich heute noch auf dem Bergäcker Friedhof in Freiburg-Littenweiler. Das Gustav-Siewerth-Archiv mit einer höchst umfangreichen literarischen Hinterlassenschaft Gustav Siewerths, die einer gründlichen Aufarbeitung wert und bedürftig ist, befindet sich heute im Erzbischöflichen Archiv Freiburg und ist dort der interessierten Öffentlichkeit zugänglich. Es gibt also noch einiges zu entdecken im Denken Gustav Siewerths, der in seinem vergleichsweise kurzen Leben ein qualitativ und quantitativ immenses geistiges Werk geschaffen hat, das einer Fundgrube und Schatzkammer für die humanisierende Erziehung und Bildung des Menschen auch und besonders in unserer Zeit gleicht.

Freiburg im Breisgau/Fulda, im März 2018

Markus Enders

INHALT

    A. Zur grundlegenden Bedeutung der Erziehung

    1. Über das Morgen entscheidet die Erziehung
    2. Die Erziehung des Kindes und die Berufswelt
    3. Friedrich Schiller, der Erzieher der Deutschen und der Dichter der Bürgschaft

B. Bildung, Wissenschaft und Glaube

  1. Bildende Erziehung
  2. Die Wissenschaft und die Bildung
  3. Bildung und Glaube
  4. Von den Wesensgrenzen der Freiheit in Lehre und Forschung
  5. Didaktik als Wissenschaft
  6. Universitas oder die Einheit der Universität
  7. Don Bosco und das Wesen des Pädagogischen
  8. Dilthey und die Wissenschaft der Pädagogik
  9. Erziehung im Horizont der letzten Dinge

C. Die (katholische) Schule

  1. Zur exemplarischen Lehre
  2. Unsere Verantwortung im Angesicht der deutschen Schulwirklichkeit
  3. Das Wesen des Wohnens und seine Bedeutung für die Erziehung
  4. Gedanken zum Rahmenplan und zu Helmut Schelskys »Streitschrift zur Schulpolitik«
  5. Pädagogik in ihrem »Selbstverständnis heute«
  6. Bildungsziel der Volksschule
  7. Die Realschule im schulorganischen Aufbau
  8. Lehrerbildung, Wirtschaft und Arbeit
  9. Die Weltmission der Kirche und die religiöse Bildungsaufgabe der Katholischen Schule
  10. Zum Streit um die Konfessionsschule
  11. Zeugnisse, Sinn oder Unsinn
  12. Zur Lehrerfortbildung
  13. Von den Vereinigten Staaten Amerikas und ihren Schulen

D. Die (katholische) Pädagogische Hochschule

  1. Der Anfang und das Wesen der Hochschule
  2. Grundlegung und Gestalt der Pädagogischen Akademie
  3. Die theologisch-philosophische Begründung der Katholischen Pädagogischen Hochschule
  4. Der Hochschulcharakter und der Wissenschaftsauftrag der Pädagogischen Hochschule
  5. Der bildungsgeschichtliche Auftrag der Pädagogischen Hochschule
  6. Schulpraktische Ausbildung in Hochschulmäßiger Form
  7. Die Katholische Pädagogische Hochschule
  8. Zum Streit um den Bekenntnischarakter der Pädagogischen Hochschulen
  9. Die Philosophie auf einer Katholisch-Pädagogischen Hochschule

Verzeichnis der Erst- bzw. Letztveröffentlichungen bereits publizierter Texte